© Zeitungsartikel der Rur-Wurm Nachrichten

Üben auf Sparflamme über Geilenkirchen?
Von Nachrichten-Redakteur Roman Sobierajski

Geilenkirchen. Hat der Fluglärm über Geilenkirchen so stark zugenommen, weil der Nato das Geld für teure Auslandsflüge ausgegangen ist?

Nach Informationen der Nachrichten wurde ab Ende März ein Großteil der Auslands-Abkommandierungen gestrichen, weil der Etat für das laufende Jahr bereits weitgehend erschöpft ist. Nach Nachrichten-Informationen eine Folge des Kosovo-Krieges und seiner Nachwehen. In den 78 Kriegstagen war der Nato-Verband rund uni die Uhr im Einsatz, und noch heute überwachen Frühaufklärer den dortigen Luftraum. Da der Verband in dieser Situation dennoch seine Einsatzbereitschaft erhalten und Neuzugänge in allen Bereichen trainieren muss, finden diese dann zwangsläufig verstärkt auf der Heimatstrecke rund um den
Tevener Fliegerhorst statt.

Eine Antwort auf die entsprechende Anfrage der Nachrichten, war allerdings nicht zu erhalten. Der Verband werde, so die Auskunft der Pressestelle, dazu zu einem späteren Zeitpunkt Stellung beziehen. Auch zu der Frage, ob sich das Verhältnis der Trainingsflüge im Ausland zu denen rund um die Heimatbasis seit Ende März verschoben hat, war keine Auskunft zu erhalten.

Unmut bei den Soldaten

Zumindest unter den deutschen Soldaten des Nato-Verbandes hat der Protest aus der Bevölkerung in Geilenkirchen auch für einigen Unmut und Arger gesorgt. Nach Insider-Informationen wird so wörtlich geflogen, was das Zeug hält, und das hauptsächlich aus zwei Gründen: Auf der einen Seite haben die einzelnen Staffeln nur noch vier bis fünf einsatzbereite Crews statt der üblichen sieben, da die Integration von Neuzugängen sowohl bei den Piloten als auch bei den Besatzungen oft nicht in der geplanten Zeit von einem halben Jahr gelingt.
Auf der anderen Seite aber werden eingespielte Crewmitglieder trotzdem pünktlich nach Ablauf ihrer Dienstzeit in Geilenkirchen zu anderen Verwendungen abkommandiert.

Stellt man sich etwa einen italienischen Soldaten vor, der gerade mal einen achtwöchigen Englisch-Crashkurs in Neapel hinter sich gebracht hat und dann nach Geilenkirchen abkommandiert wird, sind die Probleme leicht nachvollziehbar. Da reichen die Sprachkenntnisse gerade zur Konversation in der Diskothek am Wochenende.

Trotz der Personalengpässe hat der Verband durchaus Interesse, ein bestimmtes Soll an Flug- und Einsatzstunden zu erreichen, um keine Etatkürzungen hinnehmen zu müssen. In deutschen Amtsstuben ist das Phänomen als das berühmte Dezemberfieber bekannt. Die Folge: Die Besatzungen sind in der Luft stark eingespannt, um ihren Auftrag zu erfüllen, und am Boden regt sich genauso lautstark der Widerstand.

Die deutschen Verbandsangehörigen treffen darüber hinaus noch die Kürzunge" bei der Bundeswehr. Die Folge, sind endlose Beförderungsstaus und die Devise: Sparen, sparen, sparen. Ein kurioses Beispiel: Bei Auslandseinsätzen zahlt die Nato ihren Angehörigen 300 Dollar am Tag, um die Hotelkosten und Verpflegung zu decken. Die deutschen Nato-Soldaten kriegen von der Bundeswehr 270 Dollar wieder abgenommen. Ihre Pauschale liegt bei 60 Mark.